Kommentar zum Lied
Nicht vor meinem Haus
 
"Nie ohne mein Handy. Ich fühl' mich ohne nämlich nicht als vollständiger Mensch. Ich funktioniere nur noch mit dieser technischen Prothese."
Ohne läuft nichts mehr, kriege ich nichts mehr gebacken. "Nur, gut, dass man überall telefonieren kann."
 
Handy hui, Masten pfui. 
Das Handy wird geliebt, es macht süchtig. 
Es ist immer dabei. Ohne fühlen sich viele nicht mehr als komplette, vollwertige Menschen. Sie kommen sich nackt vor, wenn sie das Handy nicht bei sich haben.  
 
Andererseits fordern sie aber der Mast muss weg. Obwohl die Handysendemasten für den Handybetrieb zwingend erforderlich sind. Ohne diese hätten sie die Möglichkeit gar nicht, sich mit dem Handy leer zu quatschen.
 
Na ja, der Mast soll zwar weg aus ihrem Blickfeld. Aber sie meinen denn auch eigentlich nur, dass er woanders hin soll. Weil es eigenartigerweise ihrer Ansicht nach in jedem Fall immer einen Alternativstandort gibt, der viel optimalere Bedingungen aufweist. Die Sender sollen also gerne überall stehen, nur nicht in der Nähe der eigenen Wohnung. Üblich ist der ausdrückliche Hinweis, dass man "nicht gegen Mobilfunk sei – nur wünscht man sich einen bürgerverträglicheren Standort". Dieses Hinweises bedarf es gar nicht mehr. Das ist doch schon längst klar, dass selber Verzicht üben für die meisten nicht mehr möglich ist. 
 
Es gibt Ausnahmen, aber meistens wird getreu nach dem "Heiligen St. Florian-Prinzip" nur geheuchelt, dass man sich für das Allgemeinwohl einsetzt. Oft wird in der Mobilfunkdiskussion auch betont, dass lediglich eine "menschenverträglichere Technik"gefordert wird, der Mobilfunk selbst aber sei willkommen. Und solange oder weil es diese verträgliche Technik aber zur Zeit leider nicht gibt, nutzen sie halt bedenkenlos, fast schon trotzig, weiterhin die derzeitige, manche sagen,"menschenverachtende Technologie". Da stimmt doch was nicht.
 
Wenn die Hochfrequenzstrahlung von den Masten wirklich so schädlich sein sollte, wie befürchtet, so geben sie sich oder ihren Kindern mit ihrem eigenen Handytelefonat (schon das nächste Gespräch könnte es ja sein) womöglich noch selbst den Rest. Den Tropfen der das Strahlenfass unwiderruflich zum Überlaufen bringt. Von den Funktechnologien, die sie in der eigenen Wohnung nutzen ganz zu schweigen. Wer seine Gesundheit durch Handymasten beeinträchtigt sieht, sollte ausgleichend schon deshalb vorsorglich alle zusätzlichen selbstgemachten Strahlen vermeiden. Alles andere ist widersinnig. Gleichzeitig entlastet er dadurch aber auch seine Mitmenschen von einer ungewollten Zwangsbestrahlung, indem er keine Sendemasten mehr zum "Glühen" bringt. Und natürlich indem er Wlan und dauerstrahlende DECT-Haustelefone in den Müll wirft, deren Strahlung durch Wände auch in die Nachbarwohnung dringt.
 
Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass. Dafür werden jedoch immer und immer wieder ähnliche Argumente aufgetischt. Z.B.:
- der Sender raus aus sog. reinen Wohngebieten. 
Da wo in gemischt genutzten Vierteln schon ein paar Betriebe, vielleicht eine Tankstelle, ein Friseur, Lebensmittelgeschäfte und eine kleine Werkstatt inmitten der Wohnungen angesiedelt sind, darf der Mast dann wohl stehen. Leben denn in gemischt genutzten Wohnvierteln etwa die Menschen zweiter Klasse?
 
- und im Umfeld von Schulen oder Kindergärten, will man auch nicht, dass dort Masten strahlen.
(Wobei die Erreichbarkeit Kinder aber dennoch ein "Muss" bleibt)
Insbesondere bei Kindergärten, wo die Kleinen oft auch draußen spielen, ist die ablehnende Haltung ja auch naheliegend. Nur im Vergleich zu der Zeit, die die Kinder zu Hause verbringen oder sonst wo, ist der Aufenthalt in der Schule oder im Kindergarten auch nicht dominierend. Zumal sie die ganze Nacht zu Hause sind, wo eine regenerative Nachtruhe ohne Bestrahlung von größerer Wichtigkeit ist.
 
- oder der Sender soll ganz raus aus dem Ort. An den Ortsrand. Aber auch dort in der Nähe gibt es garantiert noch ein Menschen. Z.B. Landwirte oder die von der Nachbargemeinde. Und je weiter weg, desto stärker müssten die Sender strahlen und diese Strahlen "passieren" bis sie das Ziel (sei es die Ortsmitte) erreichen, zwangläufig auch wieder etliche dazwischen liegenden Objekte. Also auch nicht gerade der Königsweg. Und ganz nebenbei könnten Tierschützer anführen, dass es gerade außerhalb vom Ort bestimmt auch Tiere gibt. Und seien es die im Freien weidenden Viecherl vom Bauern.
 
- Aber neben dem Friedhof sollte ein Mobilfunksender aus Pietätsgründen bitte ebenfalls nicht stehen. Da ist man z.B in Wachenbuch schon seit Jahren dagegen. Jetzt muss er weg, wie die Frankfurter Rundschau schreibt.
 
Deshalb gilt für OHB ja auch die Forderung, dass wenn schon, dann alle Handymasten weg müssen.de. Aber dann kann auch niemand mehr seiner Handysucht frönen. Denn die Sendemasten werden nun mal gebraucht, damit die Menschen ihrem Zwang nach mobiler Kommunikation nachgehen können - da wo sie sich gerade aufhalten. Und  so bringt es eben nichts, wenn Masten irgendwo in unbesiedeltem Gebiet stehen. 
 
Als Alternative zu alle Masten müssen weg, käme für uns dann nur in Frage, dass jeder Handynutzer seinen eigenen kleinen Sendemast vor der Haustür stehen hat. Die kämen mit einer viel geringeren Sendeleistung aus. Und davon wäre dann jeder gleichermaßen betroffen. Das nächste Lied von uns könnte also heißen "Der kleine Mast muss her". Wird es aber nicht, weil es letztlich auch nur eine Scheinlösung darstellt. 
 
Für die effektivste und einfache Lösung der Mastenproblematik sind im Moment wohl nur die wenigsten Sendemastengegner zu haben. Nämlich schlichtweg auf das eigene Handy oder andere mobile Kommunikationstechniken zu verzichten. Bzw. den Gebrauch zumindest auf eine minimalste homöopathische Dosis zu beschränken. Dann bräuchte es am Ende nirgendwo einen Sender und wie erwähnt entfiele auch die massive Bestrahlung durch das eigene Handygespräch.
 
Die Haltung "Handy hui - Masten pfui" ist rücksichtslos, total inkonsequent und führt nicht zur Lösung.
Die Welt ändern wir nur, indem wir uns selbst ändern.
 
zum Lied: Nicht vor meinem Haus  zum Verzeichnis Handylieder von OHB    zur Hauptseite www.ohb-lieder.de