Kommentar zum Lied Wir denken um 

Ein Lied nur für Menschen, die wirklich glauben, dass es so nicht weiter gehen kann. Die wollen,
dass sich was ändert. Und die bereit sind zu akzeptieren, dass wir selbst es sind, die sich ändern müssen, damit sich was ändert.
Diejenigen, die meinen, es sei jetzt schon alles in Ordnung, werden für den Inhalt keinerlei Verständnis aufbringen
können. Sie sollten sofort wegklicken.
Die Strophen beschreiben zwar unterschiedliche Sachverhalte. Und trotzdem wohnt ihnen eine gemeinsame Problematik inne,
die auf dieselbe Ursache zurückzuführen ist.

zu Strophe 1
Ende Mai bis Mitte Juni 2011 wird ständig, überall und ausführlich von Dirk Nowitzki und der Basketballmeisterschaft
im fernen Amerika, nicht bei uns in Deutschland, berichtet. Selbst in der "Tagesschau". Dirk Nowitzki, ohne Frage ein Supersportler,
der es aber genaugenommen als Zwanzigjähriger vorgezogen hat, seinen Heimatverein DJK Würzburg im Stich zu lassen, um Weltruhm zu erlangen
und um unanständig reich zu werden. Mittlerweile dürfte er schon mehr als 100 Millionen verdient haben (Allein in der letzten Saison 13 Mill. Euro).
Ist ja o.k..
Aber wie es unsere Medien und Meinungsmacher immer wieder schaffen, etliche Deutsche mit Dingen zu begeistern und einzulullen,
die ihr persönliches Wohlergehen in keiner Weise berühren? Für mich ein Rätsel. Amerika kann die Mannschaft gerne anhimmeln
und feiern, nur was hat Deutschland damit zu tun?
Aber gib dem Volk "Brot und Spiele", dann bleibt es ruhig und begehrt nicht auf.
Also ein dreifach Hoch auf Dirk Nowitzki und sein Team. Wäre ja für sich genommen noch in Ordnung, solange es denn einige Menschen,
egal aus welchem Grund, glücklich machen sollte. Bloß die Schieflage bei der Berichterstattung fällt so schwer ins Gewicht.
Das ist der Anlass, der uns aufhorchen lässt.

Denn zeitgleich Anfang Juni 2011 warnt die WHO vor "möglicherweise" vorhandenen Tumorgefahren
durch zu intensiven Handygebrauch. Im 1. Programm der ARD wird diese Nachricht kein einziges mal gebracht.
Auch nicht im Teletext. (Anders in den Regionalprogrammen) Die Aussage der WHO war zwar sowieso ziemlich schwammig.
Aber sollte man es nicht den Menschen selbst überlassen, ob und wie sie gedenken darauf zu reagieren?
Nur davon wissen müssten sie nun mal.

Im Gegensatz beispielsweise zu den vergangenen Warnungen vor Terroranschlägen. Da hätte sich
der Durchschnittsbürger nämlich nicht gegen schützen können. Da wäre was passiert oder nicht. Und ein Unglücksrabe wäre
zufällig am falschen Ort gewesen oder auch nicht.

In vielen anderen Medien wird die WHO-Warnung  zwar gebracht, aber vergleichsweise stiefmütterlich. 
Die TZ München wirbt zwei Tage später sogar in riesiger Aufmachung auf der Titelseite mit 335 analysierten Handytarifen.
Auf dass der Handynutzer im Auslandsurlaub ggf. ein paar Euro sparen kann.
Eine Meldung über die WHO-Aussage fiel an den Vortagen hingegen nicht ins Auge. Oder war sie gar nicht vorhanden? 
Vielleicht hätte der Leser nämlich ansonsten vorsichtshalber mal etwas weniger telefoniert, auch im Ausland.
Dann hätte er garantiert noch mehr gespart. Geld und Risiko.

zu Strophe 2
Ähnlich wie in der Strophe zuvor. Viele Menschen meckern über ihre unbefriedigende Lebenssituation.
Haben angeblich zu wenig Geld zum Leben. Und beklagen, dass die Reichen immer reicher würden.
Nur wenn es drauf ankommt, kriegen sie den Arsch nicht hoch. Da ziehen sie lieber los
und feiern die Fußballmillionäre zum Gewinn der Meisterschaft.
Vierhunderttausend Menschen zum Jubeln am 14. Mai 2011 in Dortmund. Bei Anti-Atom-Demonstrationen
kam man in Spitzenzeiten vielleicht mal auf Hundertsechzigtausend. Und die dann zusammengetrommelt aus
ganz Deutschland. Bei Demos gegen Sozialabbau waren es trotz Gewerkschaftsaufrufen mitunter nur ein paar Tausend.


zu Strophe 3
Und sie können sich auch gekonnt darbieten und verstellen. Leider bieten sie oft mehr Schein als Sein.
Herr von Guttenberg war nur die Spitze eines Eisbergs.

zu Strophe 4
Wir kennen das leider nur zu gut aus dem Bereich des Mobilfunks. Gibts aber leider auf allen Ebenen.
Und sei die kleinste Versuchung  "nur", dass die Universitäten, wo diese Professoren ihr täglich Brot verdienen dürfen,
mit Zuwendungen bedacht werden. Neutral zu forschen und zu kommentieren, kann da schon mal schwierig sein.
Leider messen wir nicht selten aber auch den Aussagen von so manch anderen "Größen" ein viel zu hohes Gewicht bei.
Seien es Fernsehmoderatoren, Journalisten, Sportler oder sonstige Prominente (insbesondere jene, die nicht genug kriegen und
auch noch mit Werbung Kohle machen müssen).
Es entspricht, weiß Gott, nicht alles der Wahrheit nur weil es in der Zeitung steht oder im TV läuft.

zu Strophen 5 und 6
So viele Scheinheilige unter den AKW-Gegnern bei den Demonstrationen.
 "Abschalten! Abschalten!" fordern sie lautstark. Gleichzeitig simsen sie am Handy. Dann wird telefoniert.
Glauben die vielleicht, die Sendemasten würden deshalb hoch oben auf den Gebäuden stehen,
weil sie dort mit Sonnenenergie betrieben werden? Beispielsweise während der großen Demo am Odeonsplatz in München Ende März 2011.
aber nicht nur bei dieser, benutzten geschätzte zwanzig Prozent der Protestierenden mindestens einmal ihr Gerät.
Womöglich kaufen die sich auch noch alle paar Jahre ein Neues, was fernab von Deutschland unter Verbrauch von Energie und Ressourcen
produziert und hierher transportiert werden muss.
Wenn sich das "Abschalten-Fordern" auch auf die Handys und den anderen mobilen
Kommunikationsdreck beziehen würde, würde bei Befolgung schon mal ein AKW weniger gebraucht.
Leider verhalten sich die Organisatoren des Protests in der Regel auch nicht besser.  Im Gegenteil, viele glauben
mittels der mobilen Kommunikationsmöglichkeiten auch zusätzliche Protestformen gefunden zu haben.

Auf der Homepage von Senderhersteller
Kathrein KG
(weiter mit: Produktübersicht-Antennen) könnte man nachlesen, was eine einzig Antenne
in etwa verbraucht. Es ist schon erschreckend, wie viele Kraftwerke laufen müssen, damit die gesamte mobile Kommunikation zustande kommt.
Out-door und darüber hinaus in-door. Leichter zu lesen und ohne selber rechnen zu müssen ein Bericht dazu im
"Südkurier" von 2007.

Ich trau' mich gar nicht, weitergehende Überlegungen anzustellen, wie viel Energie diese "Abschalten"-Rufer wohl verschwenden,
wenn sie gerade nicht bei einer Anti-Atom-Demo sind - wo es jeder sehen kann.

Zur Energieverwendung zählt ja nicht nur der "direkte" Verbrauch von
Strom.
Sondern z.B. auch die "Veranlassung" der Herstellung von überflüssigen, nicht wirklich lebenswichtigen Dingen. Z.B eben Handys
oder Geländewagen u.s.w.. und so fort.
Auch Ölvergeudung durch vermeidbare Fahrten und Flüge zählen dazu. Bis hin zur Nutzung von Wäschetrocknern.
Hoffentlich haben diese Demonstranten konsequenterweise zumindest auf
echten Ökostrom umgestellt.

Es kommt ja immer der Hinweis, dass Deutschland getrost sofort die Atomkraftwerke abschalten könne. Ohne dass wir uns einschränken müssten,
ohne dass die Lichter ausgehen würden. Ja, wir würden sogar Strom ins Ausland
exportieren.
Den Sachverhalt derart darzustellen,  ist geradezu naiv und lächerlich. Der Strom von 17 Atom-Kraftwerken wird ja jetzt auch nicht
einfach so ins Weltall geschickt, ohne sie zu verwenden.

Nein, zum einen werden dann erstmal die Kohlekraftwerke in Deutschland hochgefahren werden. Der Klimaschutz lässt grüßen.
Aber viel gravierender noch:
Alles was Deutschland nicht mehr exportieren kann, müssen die
Nachbarstaaten alsdann selber produzieren.
Und wie machen die das wohl? Stichwort: Atomkraftwerke Fessenheim in Frankreich
und Temelin in Tschechien. Na bravo, da haben wir ja einen wahnsinns Zugewinn an Sicherheit rausgeholt. Zumal die Nachbarländer
dann auch für noch größere Mengen an verbrauchten Brennstäben Lagermöglichkeit für Zehntausende Jahre finden müssen. Die sie genau so wenig
haben wie wir auch.

Wenn die AKWs also wirklich so grausam gefährlich sind, dass man sie sofort abschalten muss. Dann darf uns aber auch nichts und niemand davon
abhalten, konsequent zu handeln. Was auch bedeutet, Energie
drastisch einzusparen. Und zwar zu allererst bei den Dingen, die nicht lebensnotwendig sind.

Die Frage darf nicht lauten, wie der vorhandene Energiebedarf ohne Kernkraft mit Alternativen gedeckt werden kann.
Es muss umgekehrt der Energie-Bedarf so weit reduziert werden, wie saubere und ungefährliche Alternativenergie jeweils überhaupt zur Verfügung steht.


Wir müssen endlich wirklich und radikal umdenken. Es sei denn, wir sind zufrieden mit dem wie es ist, und es soll so weitergehen.

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